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Stille ist die Sprache des Herzens

Vor drei Wochen habe ich mein erstes Vipassana-Insel-Meditations-Wochenende erlebt. Ich war durch einen Freund darauf gekommen, der vor ein paar Monaten an diesem Wochenende teilgenommen hatte. Als ich ihn abholte, hatte er ein sehr glückliches Lächeln auf dem Gesicht und ich konnte einen tiefen Frieden und Stille in ihm wahrnehmen. Als ich ihn kurz drauf wieder traf, erzählte er mir, dass dieser innere Zustand ihn auch im täglichen Leben weiter unterstütze. Das hat mich so neugierig (und eifersüchtig) gemacht, dass ich die nächste Gelegenheit wahrnahm, um ebenfalls an diesem Wochenende teilzunehmen. Ich wollte herausfinden, was mit mir geschieht, wenn ich ein ganzes Wochenende alleine mit mir auf einer „Insel“ verbringe.

Die „Insel“ besteht aus einem Stuhl, einem Meditationskissen, einer Matratze, einer Decke und einem Kissen. Gemeinsam mit ungefähr 20 anderen und dem spirituellen Lehrer John David verbrachte ich das ganze Wochenende mit verbundenen Augen in Meditation allein auf meiner „Insel“, ohne Handy, Buch, Musik oder andere Ablenkungen. Es war für mich eine intensive Reise zu mir selbst, die ich jedem wärmstens empfehlen kann. Zusätzlich zur energetischen Unterstützung durch die Gruppe und des Lehrers gab es ein liebevolles Helferteam, das rund um die Uhr da war, uns regelmäßig Essen und Trinken brachte und uns auch auf dem Weg zur Toilette begleitete, so dass man immer die Augenbinde tragen konnte, was eine große Hilfe für die Meditation war.

Ich hatte große Erwartungen an das Wochenende und so war ich anfangs ziemlich enttäuscht als in den ersten Stunden ein gewaltiger Gedankensturm aufkam. Nach einiger Zeit fühlte ich mich richtiggehend erschöpft. Dann wurde der Gedankenstrom langsam schwächer, einige Lücken taten sich auf und ich konnte sehen, wie sich einzelne Gedanken stetig wiederholten. Manche kamen immer und immer wieder und ich erkannte, dass diese Gedanken die Grundlage für bestimmte Verhaltensmuster von mir sind … dann kamen Emotionen auf, auch verschiedene Körperempfindungen, sogar Schmerzen und Erinnerungen … Erstaunlich, was im Inneren alles vor sich gehen kann ganz ohne jegliche Reize von außen!

Nach einiger Zeit machte sich langsam eine tiefe Stille breit, die immer stärker zu werden schien. Nach einiger Zeit machte sich langsam eine tiefe Stille breit, die immer stärker zu werden schien. Und in dieser tiefen Stille dehnte sich ganz allmählich und sanft ein Gefühl der Liebe aus, zart und süß. Dazu kam auch ein Gefühl des Friedens und der Freude, in einer ganz besonderen Qualität, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte …. Ich verlor jegliches Gefühl von Zeit … Eine starke Erinnerung ist der Moment, in dem ich meine Augenbinde am Ende abnahm. Ich war sehr tief berührt und so still und zufrieden, dass ich gar nicht sprechen wollte.

Die Erfahrungen und die Reise eines jeden an diesem Wochenende waren sehr individuell und einzigartig, aber am Ende waren alle in einer tiefen Stille angekommen. Die Erfahrungen und die Reise eines jeden an diesem Wochenende waren sehr individuell und einzigartig, aber am Ende waren alle in einer tiefen Stille angekommen. Für mich war dieses Wochenende auf meiner eigenen kleinen „Insel“ wie eine große, liebevolle Welle, die mich tief in mich selbst hineingezogen hat. Es war eine großartige Gelegenheit, mich selbst näher und ehrlicher kennenzulernen und besser zu verstehen, wie mein Geist und mein Körper funktionieren.

Ich habe ganz direkt erfahren, dass Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen und sogar Schmerzen kommen und gehen und nur vorübergehend sind. Es gibt da etwas anderes in mir, das die ganze Zeit still ist und von all dem vollkommen unberührt bleibt – voller Frieden, Liebe und Freude. Dieses „Etwas“ scheint häufig eher klein und verletzlich zu sein und geht in meinem geschäftigen Alltag ziemlich oft unter, so dass ich den Kontakt dazu verliere und mich kaum damit verbunden fühle.

Gewusst habe ich das schon vorher, aber diese direkte Erfahrung vertiefte dieses Wissen. Mein Bewusstsein ist nun klarer und die Sehnsucht ist stärker den Kontakt zu diesem wunderbaren, wunderbaren Etwas, das mich eigentlich ausmacht, nicht zu verlieren. Diese tiefe und intime Begegnung mit mir selbst an diesem Wochenende auf der Vipassana-Insel hinterließ eine große Dankbarkeit und ein zufriedenes Lächeln auf meinem Gesicht, das ich immer noch in mir fühle.

Anna Moore, Juni 2019