Begegnung mit Papaji

Ich kam in Lucknow am 25 März 1986 an. Ich kann mich noch an die erste, schicksalhafte Begegnung mit dem Meister erinnern als ob es gestern gewesen wäre. Ich betrat sein kleines Zimmer, er saß auf dem Bett. Er war ein großer, imposanter Mann mit einem wunderschönen Gesicht und unglaublich leuchtenden Augen. Ich sagte: „Hallo“ und setzte mich auf den Boden. Selbstbewusst fuhr ich fort: „Ich habe keine Erwartungen,“ kühn domonstrierte ich damit meine Unabhängigkeit. „Das ist gut,“ antwortete er mit noch größerem Selbstbewusstsein. Durch seine Worte fühlte ich mich sofort wohl, weil sie mich wissen ließen, dass er nichts von mir wollte.

Dann fragte ich ihn: „Wie viel Anstrengung muss man aufbringen, um frei zu sein?“ Mit einem leichten Singsang in seiner Stimme, fast flüsternd, antwortete er: „Du musst dich nicht anstrengen, um frei zu sein.“ In dem Moment, in dem ich diese Worte vernahm, hatte ich eine Vision. Ich sah Wasser an der Seite eines Berges hinunterfließen. Ich erkannte, dass dieses Wasser wie meine eigene wahre Natur war – immer ungehindert und immer frei fließend. Ich war geschockt, da ich erkannte, dass ich stets frei gewesen war und dass Nicht-Erleuchtung nur ein Gedanke war. Es war nicht real. Plötzlich rief er laut: „Das ist es!“ und brach in Lachen aus. Ich war fassungslos und fragte etwas verwirrt: „Woher weißt du das?“ Er antwortete: „Wenn ein Mann sein eigenes Gesicht sieht, erkennt er es.“ In diesem Moment wurde mir klar, dass ich mich in der Gegenwart eines außergewöhnlichen Wesens befand.

 

Andrew Cohen in dem BuchGesichter der Freiheit” 

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